
Weiterbildung in Zeiten von Corona
Gerne! Mein Name ist Lina Ahlf, ich bin 27, komme ursprünglich aus dem Norden und habe in Bremerhaven BWL studiert. Für ein Praktikum im Studium bin ich nach Bamberg gekommen und dann hiergeblieben. Hier habe ich dann auch meine Bachelor- und Masterarbeit geschrieben. In den letzten vier Jahren habe ich für die Basketballer von Brose Bamberg gearbeitet und mich dann entschieden, etwas Neues machen zu wollen. Dieser Entschluss und auch Corona haben mich dann zur DAA geführt.
Ich habe mich zuerst mit meiner Beraterin von der Agentur für Arbeit besprochen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits ein halbes Jahr lang Bewerbungen schreiben hinter mir. Dadurch, dass ich aus der Sportbranche kam, war es schwierig, direkt etwas zu finden und obendrauf kam dann noch Corona. Ich wollte mich sowieso weiterbilden, es war aber noch nicht klar, ob ich nochmal ein Fernstudium anfange oder in welche Richtung es überhaupt geht. Die Agentur für Arbeit hat mir dann eine Weiterbildungsmaßnahme vorgeschlagen. Da ich das gerne in Bamberg machen wollte, habe ich mich über KursNet1 informiert und bin dort direkt auf die DAA gestoßen. Dort gab es auch eine passende Fachrichtung für den Bereich Online-Marketing. Weil ich aus dem Bereich PR und Marketing komme, hat mich das sofort angesprochen. Ich wollte mein Wissen in diesem Bereich gerne festigen und mit neuen Einblicken auch noch einmal auffrischen. Dann habe ich einen Termin in der DAA vereinbart und mit Frau Dietz zusammen die Module ausgewählt. Am Ende wurde es dann die Fachrichtung „Verkauf mit Marketing“.
Ich habe immer morgens um acht Uhr angefangen2 , habe mich dann mit meinem Zugang in den ‚virtuellen Campus‘3 eingeloggt und mir meine Lernunterlagen aus den für mich freigeschalteten Modulen ausgedruckt. Die habe ich durchgearbeitet, markiert, zusammengefasst, Querverweise gemacht und manche Themen zusätzlich gegooglet. Wenn ich Fragen hatte, habe ich mich mit den Lernberatern ausgetauscht. Anschließend habe ich mich auf die Erfolgskontrollen vorbereitet. Dazu habe ich mir selbst meine Lernunterlagen anhand der Modulunterlagen erstellt – und zwar so strukturiert, wie ich am besten damit lernen kann. Bei mir waren es hauptsächlich Schaubilder und Mindmaps.
Für jedes Modul ist eine gewisse Anzahl von Stunden vorgesehen, dadurch hat man einen groben Leitfaden. Wenn ich dann das Gefühl hatte, alles gut verstanden zu haben, habe ich noch einmal die Übungsaufgaben gemacht und dann schließlich die Erfolgskontrolle geschrieben. So habe ich nach und nach alle Module durchgearbeitet.
Ja, insgesamt sind es fünf Prüfungen, die im Verlauf der Weiterbildung geschrieben werden. Heute ist die letzte Prüfung, die dauert 90 Minuten. Die einzelnen Teilnoten erscheinen dann auf dem Zertifikat, das ich am Ende bekomme. Für das letzte Modul hatte ich knapp 60 Stunden Inhalt und dann nochmal 24 Stunden Prüfungsvorbereitung. Das hängt aber vom Modul ab und was man bearbeitet. Manche Module haben auch nur 20 Stunden inklusive Vorbereitungszeit.
Ich bin mit den Stunden sehr gut zurechtgekommen. Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich ja schon einen gewissen Hintergrund aus dem Studium habe. Dadurch sind mir ein paar Dinge vielleicht auch leichter gefallen.
Die Dauer hängt auch davon ab, was man sich selbst zutraut und was man machen möchte. Wir haben einerseits bewusst Themen gewählt, die ich schon kannte: Öffentlichkeitsarbeit, Sponsoring. Andererseits aber auch Themen, bei denen ich wusste, dass sie mir in den nächsten Jahren helfen werden: z.B. Dienstleistungsmarketing oder Imagebildung, Analyse, Urheberrecht, Markenrecht.
Vom grundsätzlichen Lernen oder von der Selbstorganisation am Schreibtisch macht es eigentlich keinen Unterschied. Aber es ist natürlich schon so: Es gelten hier die Abstandsregelungen, alle tragen Masken, wenn sie sich bewegen. Und das spielt schon eine Rolle, weil man natürlich in einem Lernumfeld ist, in dem eine Interaktion zwischen den Teilnehmern auch förderlich ist. – Man tauscht sich aus; man stellt gegenseitig Fragen; man ärgert sich über Stoff, den man sich nicht merken kann; man hat die Pausen zusammen. Es ist schon anders, aber es geht. Man gewöhnt sich an alles. Krisen sind auch eine Zeit für Veränderungen. Letztendlich hat mich Corona hierhergebracht und darum bin ich überhaupt nicht böse.
Ich denke, eine Herausforderung für alle Bildungsträger ist es, die Inhalte immer topaktuell zu halten. Alle Lernmodule und alle Programme, z.B. Datev oder SAP, immer auf dem neuesten Stand zu halten. Ich denke, da könnte noch investiert werden.
Dass alles online funktioniert, dass ich mich auch von zu Hause einloggen kann und dass es Lernvideos gibt, gefällt mir aber sehr gut. Ich denke, das ist das Modell der Zukunft.
Ja, auf jeden Fall! Ich glaube die Fachkräfte-Qualifizierung eignet sich sowohl für jemanden, der sich in einem Marketingumfeld befindet oder dorthin will, aber dazu vielleicht noch nicht viel Theoriewissen hat. Aber auch für jemanden, der schon Jahre lang in seinem Trott ist und noch einmal Grundlagen auffrischen und Perspektiven schärfen möchte. Das Modulprinzip ist ideal, weil man sich Stück für Stück einarbeitet. Ich würde auch nicht sagen, dass ich wegen meines Hintergrunds unterfordert war. Für mich war es eine absolute Bereicherung!
Sehr gerne!
1 KursNet: Suchmaschine der Agentur für Arbeit für Bildungsangebote
2 Die üblichen Zeiten bei Vollzeit-Weiterbildungen sind Mo – Do von 8:00 – 15:30, Fr von 08:00 – 13:00
3 Gemeint ist das Modulare Weiterbildungssystem der DAA, kurz MWS
Das Interview wurde im August 2020 geführt.